Kasimir und Karoline, Volksstück v. Ödön Horvath

Ein Volksstück, das durch seine Menschlichkeit zutiefst berührt. Achterbahn fahren, Eis essen und Spaß haben…, das war Karolines Plan für einen Nachmittag auf dem Oktoberfest. Für Kasimir nicht so einfach, erst gestern hat er die Kündigung erhalten. Die Wege der beiden trennen sich. Während sich Karoline anderweitig orientiert - zahlungskräftige männliche Begleitung ist reichlich zur Stelle -, betrinkt sich Kasimir und lässt sich auf den Merkl Franz ein, einen kleinkriminellen Bekannten... Immer wieder kreuzen sich die Wege von Kasimir und Karoline, sie nähern sich an, kämpfen umeinander, missverstehen sich - bis sie sich ganz verlieren. Zwei Welten prallen aufeinander und verbinden sich zu einer explosiven Mischung - eingelullt von Konsum und Unterhaltung die einen, aufgestachelt von Perspektivlosigkeit und Abstiegsängsten die anderen. Hinter der Fassade aus blinkenden Lichtern entgleist die Oktoberfest-Gesellschaft… Mit „Kasimir und Karoline“ gelingt Horváth ein berührendes Psychogramm über Aufstiegswillen und Abstiegsängste, über die unstillbare Sehnsucht nach Nähe und die Karriere der Kälte. Diese kalte Empathielosigkeit hat heute Konjunktur in den sozialen Netzwerken. Horváth zeichnet Bilder einer entfremdeten Gesellschaft, der der Mangel an Mitgefühl anhaftet. Das macht ihn heute wieder modern: Was kostet die Welt und wer zahlt das alles? https://www.youtube.com/watch?v=QMNh2G4pGRQ

Die Ratten, Tragikomödie v. Gerhard Hauptmann

Berlin, Ende des 19. Jahrhunderts. Die Putzfrau Henriette John hat ihren Sohn Adalbert bereits acht Tage nach seiner Geburt verloren. Schuld daran waren Armut und unhygienische Verhältnisse im riesigen Mietshaus am Alexanderplatz. Als sich nun das Dienstmädchen Piperkarcka umbringen will, weil sie ein uneheliches Kind erwartet, kauft die John der werdenden Mutter ihr Kind ab und gibt es als ihres aus. Doch der Schwindel kommt heraus und stürzt viele Menschen ins Unglück. Das wohl berühmteste Stück Hauptmanns, des wichtigsten Vertreters des deutschen Naturalismus, wurde 1911 in Berlin uraufgeführt und beschreibt nicht nur das Elend in „Babylon Berlin“, sondern kontrastiert die harte Realität reizvoll mit der Parallelhandlung um den Theaterdirektor Hassenreuter, der auf dem Dachboden des Mietshauses einen Kostümfundus unterhält, und zwischen Theater und Realität klar trennt. Ob das geht, fragt sich nicht nur das Theater Hof…